Rock ’n’ Roll mit Kirsten Götz-Neumann

Mit großem Interesse und voller Elan trudelten die Physiotherapeut*innen, Orthopäd*innen und Pädagog*innen am Montagmorgen bei uns im Seminarraum ein. Zwei Tage lang sollte dort das Seminar „Gehen verstehen goes Reha” von Kristen Götz-Neumann für rauchende Köpfe und faszinierende Blicke sorgen.

Ein entspannter Start in das Seminar

Doch erst einmal lernten sich die Teilnehmenden in entspannter Runde kennen. Mitanwesend waren neben den Kursabsolvent*innen und Kirsten Götz-Neumann unser Schuchmann Außendienst-Team sowie unsere Schulungsleiterin Andrea Espei, die die beiden Tage koordinierte.

Den Einstieg machte Götz-Neumann mit einem interessanten Vortrag über das kindliche Gangbild sowie die Ganganalyse in der Pädiatrie. Ihre praxisnahen Vorträge zeigten viele Beispielvideos und ließen damit Platz, eigene Ganganalysen vorzunehmen und so die theoretischen Inhalte direkt anzuwenden. Die Anwendungsbeispiele zeigten viel Grundlage für einen regen Austausch. Dadurch konnte die Thematik in Eigendynamik vertieft und in gewissen Bereichen erweitert werden.

Radfahren für ein solides Gangbild

Am Nachmittag wurde das Gelernte dann mit unserem Gastpatienten Kujtim in die Praxis umgesetzt. Dazu war der 17-Jährige mit seinem Vater nach Bissendorf gekommen. Kujtim sitzt aufgrund seiner Spina bifida im Rollstuhl und kann sich nur mühsam mit Gehstöcken fortbewegen. Sein Traum ist es, endlich ohne Hilfe gehen zu können. Dafür trainiert er mindestens viermal pro Woche. Aufbauend auf seiner bestehenden Therapie bietet das momo dreirad. für Kujtim sehr gute Möglichkeiten, seinem Traum vom freien Gehen näher zu kommen.

Kujtim soll seine Muskelpartien durch das Radfahren stärken.

Denn beim Radfahren werden viele Muskelgruppen trainiert, die auch für das Gehen relevant sind. Nachdem er seine Ziele selbst definiert hatte und sein momo dreirad. von unserem Außendienst-Team auf ihn und seine Ziele eingestellt wurde, konnte das Training mit lauter Musik für die gute Laune beginnen. Um den Erfolg des Radfahrens direkt spürbar zu machen, arbeitet Götz-Neumann mit EMG-Biofeedback. Dadurch ist es möglich, die Muskelansteuerung in sportartspezifischen Bewegungen gezielt sichtbar zu machen, was dafür sorge, dass Kinder und Jugendliche deutlich motivierter trainieren, so Götz-Neumann.

Nach dem ersten erfolgreichen Seminartag sind alle gemeinsam Essen gegangen, bevor es dann am Dienstagmorgen weiterging.

Aktives Stehen als Basis für das Gehen

Am zweiten Tag des Seminars drehte sich alles um das Thema „Stehen vs. aktives Stehen”. Götz-Neumann erklärte, wie wichtig eine gute motorische Entwicklung für ein solides Gangbild ist und wie Hilfsmittel hierbei helfen können. Die aktive Stehtherapie in Kombination mit dynamischen Stehtrainern seien eine wichtige Basis, um ein gesundes Gangbild bei Kindern mit körperlicher Behinderung zu erreichen. Wichtige Mitspieler, wenn es um dynamische Stehtrainer geht, sind unsere Hilfsmittel todd. und till.. Beide unterstützen das Stehen des Kindes auf individuelle und schonende Weise.  Außerdem ging sie erneut auf das Lernen mit EMG-Biofeedback ein.

Auch am zweiten Tag war ein Gastpatient vor Ort. Der sechsjährige Elias hat eine Spastische Zerebralparese GMFCS Level 4. Auch er kann sich nur mit Hilfe eines Rollstuhls oder auf kurzen Strecken mit Krücken fortbewegen. Elias hatte im letzten Jahr eine Myofasziale Rhizotomie in Barcelona und war schon einmal bei unserem Seminar mit Kirsten Götz-Neumann als Gastpatient dabei. Sein derzeitiges Ziel ist es, nicht nur kleine und angestellte Schritte, sondern „überholende Schritte” zu machen.

Kirsten Götz-Neumann zeigt Elias Übungen zur Kräftigung der Beinmuskulatur.

„Überholende Schritte” war dabei die metaphorische Beschreibung eines Schrittes wie wir ihn bei einem gesunden Gangbild sehen können. Mit Hilfe von unterschiedlichen Kraftübungen zur Stärkung der relevanten Muskelpartien und gezielten Übungen am Gehtrainer malte., gelang Elias am Ende des Seminars tatsächlich ein „überholender Schritt”! Ein toller Erfolg, den es nun weiter zu verfolgen gilt.

Zwei Tage voller neuer Eindrücke, interessanten Austauschmöglichkeiten und wichtigen Inhalten gingen damit zu Ende. Auch unsere Seminarteilnehmenden fanden die beiden Tage rundum gelungen.

Wir danken für die rege Teilnahme und den fachlichen Austausch und freuen uns auf die noch kommenden Seminare! Unsere Seminare im Überblick findest du hier.