Von Alaska bis Zermatt

Patrick und sein Zwillingsbruder Lucas sind aufgeweckte Jungs, die viel lachen und ihre Eltern auf Trab halten. Beide sind untrennbar und äußerlich fast nicht zu unterscheiden.  Fast, denn Patrick hat von Geburt an eine beinbetonte Spastik und kann sich nur mit einer Gehhilfe oder im Rollstuhl bewegen. Dennoch oder gerade deswegen reist er gerne und zeigt als Weltenbummler, dass Menschen mit Behinderung mehr erreichen können, als viele denken.

Ihm gefällt es überall, egal ob am Meer, im Dschungel, in der Wüste oder auf den Bergen. Hauptsache raus und dem Alltag entschwinden. Eigentlich könnten Patrick und seine Familie ständig aus dem Koffer leben und unterwegs sein, wenn es da nicht die Schule in seiner Heimatstadt Karlsruhe gäbe. „Ich bin gut. Also gut genug, um nicht durchzufallen“, sagt er grinsend. Gemeinsam mit seinem Bruder Lucas besucht der 14-jährige die achte Klasse des Gymnasiums. Geographie ist sein Lieblingsfach. Kein Wunder, denn es gibt auf dem Globus nicht viele Kontinente, die er noch nicht mit seinem momo dreirad. besucht hat. Tausende ungezählte Kilometer sind so schon zusammengekommen, die Flugmeilen nicht mitgerechnet. „Für Patrick ist es viel schöner mit dem Rad zu fahren, als im Rollstuhl zu sitzen. Er kann sich selbstständig bewegen und trainiert gleichzeitig“, sagt Mama Carla.

Beine und Seele baumeln lassen über dem Grand Canyon
Ein Highlight für den Teenager waren seine Reisen in die USA und Kanada. Gerne erinnert er sich an seine Fahrt auf dem Bürgersteig der Golden Gate Bridge in San Francisco, mit dem fantastischen Blick über die „bay“. Oder auch der spannende und herausfordernde Weg zum Columbia Icefield in Kanada – gelegen zwischen den Nationalparks Banff und Jasper. „Wir wollten dort den Gletscher besuchen, haben aber die holprigen Wege unterschätzt“, erinnert sich sein Vater Martin. Während Patrick in die Pedale trat und versuchte großen Felsbrocken auszuweichen, schob und zog sein Vater das momo dreirad. den Berg hinauf. Irgendwann war Schluss. Erst mit Hilfe zweier amerikanischer Touristen ging es weiter. Sie trugen Patrick einfach die letzten Meter auf dem Fahrrad nach oben und bestaunten dann erschöpft, aber glücklich, das überwältigende Panorama und das Eisfeld, das an seiner höchsten Stelle fast 3500 Meter hoch ist.

Nach dem Anstieg auf den Gletscher waren
die Ausflüge zum Bryce Canyon in Utah und zum Grand Canyon in Arizona fast schon ein Kinderspiel. Bei einem Zwischenstopp einer Wanderung, ließen sie einfach die Beine über die Felswand baumeln, um in die mehrere hundert Meter tiefe Schlucht zum Colorado River zu schauen.

Jedes Reise-Abenteuer beginnt mit der Planung
Mindestens einmal im Jahr versuchen Patrick und seine Familie eine Fernreise zu machen. Für die Logistik zuständig ist Papa Martin. Er bucht die Flüge und schwört hier besonders auf den Service der Lufthansa. Im Prinzip sei die Buchung ein Kinderspiel. Bis zu zwei Mobilitätshilfen könne man kostenfrei mitnehmen. Allerdings müsse man im Vorfeld die genauen Maße angeben und die Hilfsmittel am Flughafen per Sperrgut aufgeben. Aus eigener Erfahrung rät er auch beim Buchen des Mietwagens auf die richtige Größe zu achten. Schließlich sollen für einen Roadtrip Hilfsmittel, Gepäck und Personen Platz finden. Die zahlreichen Reisen der Karlsruher Familie haben ihre Spuren an dem momo dreirad. hinterlassen – feine Kratzer, die den blauen Lack wie ein Straßennetz überziehen. „Der ein oder andere Stein hat unten schon am Zahnkranz genagt. Aber das Rad ist robust“, freut sich Papa Martin, der für alle Fälle immer etwas Werkzeug, einen Ersatzschlauch oder ein Inbusschlüssel-Set im Gepäck hat.

Wale beobachten in Peru
Im vergangenen Jahr bereiste die Familie Peru, das Heimatland von Patricks Mutter Carla. In Peru durchquerten sie den Dschungel, besuchten Verwandte und bestaunten schließlich vom Boot aus Wale. Natürlich gab es auf dem Trip einen Abstecher zur der von den Inkas erbauten, terrassenförmig angelegten Ruinenstadt Machu Picchu. Patrick fand das ähnlich imposant wie die Überreste des Totentempels der altägyptischen Pharaonin Hatschepsut in Deir el Bahari in Ägypten. Aber noch mehr mochte er die dampfenden Geysire im Yellowstone National Park.

Berge und mehr
Neben den zahlreichen Fernreisen sind es auch immer wieder die Berge, die die reiselustigen Karlsruher rufen. Sei es Wanderungen auf der Käsealpe in Oberstdorf oder im schweizerischen Zermatt. Aber auch Kroatien, Städtereisen nach Italien oder die Nordsee standen schon auf dem Urlaubsprogramm. Ob es in diesem Jahr, nach der Corona-Krise, wieder einen großen Urlaub gibt, steht noch nicht fest. Aber ein Wunschziel haben Mutter Carla und Sohn Patrick noch. „Mama möchte gerne mal nach China. Vielleicht auf der chinesischen Mauer mit dem momo dreirad. fahren. Das wäre nicht schlecht“, sagt er lachend. Und bis es so weit ist, möchten sie neue Fahrradwege in Deutschland entdecken.